Im Finale der Fußballweltmeisterschaft 2010 trafen die Niederländer die Spanier, doch zu Boden gingen sie selbst. Der Versuch, das Spiel des Gegners in jeder Sekunde und mit aller Kraft zu unterbinden, schien das dezidierte Mittel ihrer Wahl und so reihte sich ein Foul an das nächste, eine gelbe Karte an die nächste – ihre Trikotfarbe schien wie für dieses Spiel gemacht, Oranje, alle waren sie auf dem Wege vom Gelb zum Rot.
Zwölf gelbe Karten und eine gelbrote Karte verteilte Howard Webb relativ gleichmäßig auf beide Mannschaften, das ist Negativrekord für ein WM-Finale. Sein Versuch, den destruktiven Ansatz der Niederländer so zu unterbinden, dass ein relativ freies Spiel möglich werden könnte, wirkte zunehmend hilflos und war dennoch alternativlos. Zunehmend gewann man den Eindruck, dass es den Niederländern nicht allein um die Sabotage des spanischen Spiels ginge, sondern eben auch um schiere Einschüchterung, das Spielen auf der Rasenfläche ist untersagt, jeder Versuch eines Spiels wird bestraft.
Vielleicht hat man niemals zuvor zwei technisch perfekte Mannschaften auf einem athletisch so hohen Niveau miteinander kämpfen sehen, und in der Betrachtung wurde zunehmend jene Ambivalenz spürbar zwischen Faszination und Abscheu, die man sonst nur von Box-Events kennt. Auch dies nun ein Kampf zwischen Männern; dass eine zwangsläufig scheinende Eskalation ausblieb, wirkt rückblickend wie ein Wunder. Eine weitaus stärkere Dezimierung der Spieler – durch Schiedsrichter oder Verletzungen – wäre schlüssig gewesen, sie schien unabwendbar, aber es blieb bei jenem einen Spieler, der des Platzes verwiesen wurde.
Dass es den Spaniern unter diesen Bedingungen dennoch über weite Strecken gelang, das Spiel zu bestimmen, zeigt ihre tatsächliche Größe. Und obwohl auch die Niederländer nicht ohne Chancen blieben, heißt der Weltmeister nun Spanien. Das ist so hochverdient wie glücklich, ein Glück auch für den Fußball; denn hätte sich die rabiate Spielweise der Niederländer durchgesetzt, wäre letzten Endes doch noch ein Prinzip belohnt worden, das vorrangig auf Zerstörung beruht. Es ist noch einmal gut gegangen. Gratulation.